Immer mehr Tiere landen in Tierheimen oder Auffangstationen. Symbolbild Archiv
08.11.2023 23:45
Tierheime sollen Privatsache bleiben
Der Regierungsrat hat die Einfache Anfrage «Ein kantonales Tierheim für den Thurgau» beantwortet
Tierschutzorganisationen sind an einem kantonalen Tierheim interessiert. Dieses soll die stark beanspruchten regionalen Einrichtungen entlasten. Cornelia Hauser (Grüne) und Jacob Auer (SP) wollten wissen, ob der Kanton das Projekt unterstützt. Die Antwort des Regierungsrates ist deutlich.
Frauenfeld Ihren Vorstoss haben die Weinfelder Grünen-Grossrätin Cornelia Hauser und SP-Grossrat Jacop Auer aus Arbon im Oktober eingereicht. Sie wollten unter anderem wissen: Verfügt der Kanton über geeignetes Land, das er Tierschutzorganisationen für ein kantonales Tierheim zur Verfügung stellen könnte? Und: Ist der Regierungsrat bereit, das Projekt mit einer Anschubfinanzierung zu unterstützen und sich an den laufenden Betriebskosten zu beteiligen? Die kürzlich erfolgte Reaktion ist knapp und deutlich: «Nein», antwortet der Regierungsrat auf beiden Fragen.
Nicht Aufgabe des Kantons
Tierheime und Auffangstationen im Thurgau werden laut Regierungsrat hauptsächlich von Privatpersonen benutzt. «Es ist nicht Aufgabe des Kantons, solche Leistungen für Private zu subventionieren», so die Antwort weiter. Liegenschaften erwerbe oder besitze der Kanton nur, wenn sie die Ziele der Immobilienstrategie erfüllen. Etwa um Ausbaureserven für öffentliche Infrastrukturen zu schaffen. Um historische Bauten oder Gebäude von hoher gesellschaftlicher Bedeutung zu erhalten. Wenn sie als Tauschobjekte taugen oder als Reserve für die langfristige Entwicklung des öffentlichen Raums dienen können. Auch um Naherholungs- oder Grünraum zu erhalten, ist der Kanton an Liegenschaften interessiert. Aber nicht, um ein kantonales Tierheim zu realisieren.
Tierheime sind überlastet
Hintergrund der Einfachen Anfrage im Grossen Rat ist die Überlastung der Tierheime und Auffangstationen im Thurgau, sagen die Autoren Hauser und Auer. Die Anzahl Tiere, die ausgesetzt, abgegeben oder notfallmässig untergebracht werden müssen, habe in den letzten Jahren überproportional zugenommen, Tendenz weiter steigend. Im Jahr 2022 seien in Thurgauer Tierheimen und Auffangstationen rund 2'500 Tiere gemeldet, abgegeben oder notfallmässig platziert worden. Die grösste Zunahme sei bei den Reptilien (Schlangen, Schildkröten, usw.) zu verzeichnen.
Deshalb beschäftigen sich der Thurgauer Tierschutzverband und die Tierschutzvereine seit längerer Zeit mit dem Erhalt und Ausbau des bestehenden Angebotes. Die zusätzliche Schaffung eines zentralen Tierheimes würde die nötige Entlastung für alle regionalen Einrichtungen bringen, behaupten die Autoren in ihrem Vorstoss.
In ihrer Einfachen Anfrage wollten Hauser und Auer ausserdem wissen, ob der Regierungsrat über Daten der letzten 5 Jahre über die Zusammenarbeit zwischen Veterinäramt und Tierschutzorganisationen verfügt, ob er Zahlen und Fakten über die jährlich erbrachten Leistungen der bestehenden Tierheime und Tierschutzorganisationen kennt und ob der Regierungsrat interkantonale Lösungen unterstützt.
17 Leistungsvereinbarungen mit privaten Organisationen
In seiner Antwort verweist der Regierungsrat auf den Geschäftsbericht Thurgau. Dort seien entsprechende Informationen über das Veterinäramt zu finden. Einen gesonderten Bericht gebe es nicht. Bezüglich Tierschutzvollzug weist der Regierungsrat daraufhin, dass das Veterinäramt mit geeigneten Personen und Organisationen Leistungsvereinbarungen abschliesst. Dies im Bereich von Heimtieren. Um Nutztiere unterzubringen, arbeite das Veterinäramt mit dem Verband Thurgauer Landwirtschaft. Der Regierungsrat ist sich sicher: «Das Veterinäramt ist derzeit in der Lage, seinen gesetzlichen Vollzugsauftrag zur tierschutzrechtlichen Unterbringung und Platzierung zu erfüllen.» Jährlich werden schätzungsweise rund 250 Tiere neu platziert, so der Regierungsrat. Genau Angaben würden keine vorliegen. Bereits heute werde eng mit ausserkantonalen Tierschutzorganisationen und ausserkantonalen Behörden und Veterinärdiensten zusammengearbeitet und mit 5 Organisationen Leistungsvereinbarungen abgeschlossen.
Einen Engpass entdeckt der Regierungsrat nur in folgendem Bereich: Es gebe zu wenig Quarantäneplätzen, zum Beispiel für Tiere mit Verdacht auf Tollwut.
Von Stefan Böker