Die Protagonisten der Sicherheits-Veranstaltung. Werner Lenzin
30.04.2024 00:00
Truck selber steuern
Ein Erlebnisbericht, der für den Redaktor unvergesslich ist
Auf dem Gelände der Verkehrssicherheitszentrum Thurgau AG in Weinfelden bot sich am letzten April-Samstag die Gelegenheit, Lastwagen-Sicherheit hautnah zu erfahren. Unter der Leitung der Pfynerin Bettina Meile, Präsidentin des Vereins «World of Trucks Switzerland», gab es für Jung und Alt theoretisch und praktisch viel Wissenswertes zu er-«fahren».
Weinfelden «Petrus muss ein Truck-Fan sein», strahlt Bettina Meile. Sie hat den heutigen Event «LKW@Sicherheit erfahren» zusammen mit ihrem Vorstand und den zahlreichen Helfenden auf die Beine gestellt. Obwohl sie heute nicht am Steuer eines Trucks sitzt, hat sie allen Grund, hier zu sein: «Als Tochter und Mutter eines Lastwagenchauffeurs habe ich auch etwas Diesel im Blut.» Den Verein World of Trucks gibt es seit acht Jahren und ihm gehören gegen 50 Mitglieder an. Sie freut sich, dass, seit der letzten Veranstaltung vor zwei Jahren, etliche junge Mitglieder gewonnen werden konnten und rechnet für den heutigen Tag optimistisch mit 300 Besucherinnen und Besuchern. Das diesjährige Jahresprogramm beinhaltet nebst gesellschaftlichen Anlässen einen Ausflug ins Setz-Museum in Villmergen. «Auch dieses Jahr ist die Todesfalle Toter Winkel unser Schwerpunktthema», hält sie fest.
Miteinander statt gegeneinander
Chef-Instruktor Ruedi Huber ist täglich mit einem Lastwagen unterwegs und er kennt die Tücken seiner anspruchsvollen Arbeit. Früher legte er jährlich mit seinem Truck 120 000 Kilometer zurück, heute noch 70 000 bis 80 000 Kilometer. «Schon als siebenjähriger Knabe bewunderte ich die grossen Trucks und hegte schone damals den Wunsch, einen solchen zu steuern», erinnert sich der gelernte Koch. Bei der freiwilligen Feuerwehr Ermatingen begann er seine Chauffeurausbildung und liess sich parallel dazu auf privater Basis zum Lastwagenchauffeur ausbilden. Diese Ausbildung schloss er 2009 mit der Prüfung ab. Er weist darauf hin, dass man heute eine dreijährige Lehre als Strassentransport-Fachmann EFZ absolvieren kann.
Strassenrettung
Präsent ist an diesem Tag auch der Samariterverein Weinfelden mit seinem Angebot. Während sich die Kleinsten auf dem 9-Meter-Feuerwehr Gumpischloss vergnügen, fachsimpeln und unterhalten sich die Erwachsenen in der Festwirtschaft. Gegen Mittag wird des lebhaft auf der Dufourstrasse: Remo Meier, Verantwortlicher der Fachdienstgruppe «Strassenrettung» der Feuerwehr Weinfelden, demonstriert zusammen mit einem Dutzend Feuerwehrangehörigen das Retten einer eingeklemmten Person aus einem der beiden am Unfall beteiligten Personenwagen. Nach dem Eintreffen von Einsatzleiter, Strassenrettungs-Fahrzeug und Tanklöschfahrzeug werden die Zuschauenden Zeuge, wie die Feuerwehrleute professionell, mit hydraulischen Rettungsgeräten und fachgerecht den Fahrzeuglenker aus seiner ungemütlichen Lage befreien.
Ich steige die zwei Stufen hinauf und setze mich ans Steuer des Volvo FM Elektrik. Es bietet mir heute die Möglichkeit, selbst zu er-fahren was es bedeutet, unter kundiger Begleitung des Chef-Instruktors am Steuer eines Trucks zu sitzen und mit meinem gültigen B-Fahrausweise von diesem Besucherangebot Gebrauch zu machen. Ich spüre grossen Respekt und während ich den Ganghebel auf «A» stelle, geht mir durch den Kopf «musstest du so alt werden, bis du so etwas hautnah erleben kannst?» Ruhig und kompetent gibt mir Ruedi Huber die letzten Anweisungen und langsam rollt der 13.7 Tonnen schwere und rund neun Meter lange Truck nach dem Aufleuchten des grünen Signals und dem Lösen der Bremsen geräuschlos dem Slalom-Parcours entgegen. Das anschliessende Rückwärtsparkieren verdeutlicht mir: Mit der abgedeckten Rückfahrkamera ist man nach hinten so gut wie blind. Am Ausgang erhalte ich eine schriftliche Auszeichnung mit dem Vermerk: «Für das erfolgreiche Durchfahren des Parcours «LKW@Sicherheit-erfahren». Dieses hautnahe Erlebnis hat mir mit aller Deutlichkeit die hohen Ansprüche und Anforderungen aufgezeigt, welche täglich auf einen Berufschauffeur warten.
Weitere Informationen unter: www.worldoftrucks.ch
Werner Lenzin