Mariano Grosso schätzt sein E-Boot, um Arbeiten im Hafen zu erledigen.
14.03.2024 10:59
E-Boote (noch) nicht im Trend
Hafenmeister sehen noch keinen Trend - Werftbesitzer hingegen schon
Am Bodensee sind Boote mit Elektroantrieb noch «Exoten». Wenige gibt es in Kreuzlingen und Steckborn, gar keine in Ermatingen. Problem ist die Reichweite und, mangels Nachfrage, auch die Aufladung. Die Werften hingegen sprechen von einem Trend und von sich verändernder Antriebskultur.
Region Für die einen sind e-Boote die mittelfristige Zukunft auf dem Bodensee, für andere noch lange kein Thema: Eine Umfrage zeigt, dass es in den umliegenden Häfen keine oder nur eine Handvoll E-Boote gibt. Die Werften sehen es etwas anders: Das Fahrerlebnis sei einmalig und es gebe durchaus Gründe, warum ein Umsteigen auf die Elektrovariante in den nächsten Jahren für einige Bootsbesitzer unverzichtbar wird. «Wohl wird das Thema e-Boote einige Gemeinden vor grössere Fragen stellen», ist Eugen Munz, xmmarine GmbH in Bottighofen überzeugt. Bei ihnen sei das Interesse an Elektromotoren stark zunehmend. «Insbesondere
die Segelboote eigenen sich meist relativ gut für einen E-Motor, der als so genannter Flautenschieber zum Einsatz kommt.» Eigner
freunden sich immer mehr mit der alternativen Antriebslösung an. Dazu pushen wir im Falle eines Motorersatzes eher die Elektrovariante. Es gilt auch zu bedenken, dass dies ein Werterhalt der Boote mit sich bringt», so Munz. In den nächsten sieben bis zehn Jahren werde seiner Meinung nach der Bootsbestand respektive die Antriebskultur eine ganz andere sein als heute. Erhebung am Laufen Aktuelle Zahlen der Kantonspolizei zeigen, dass sich zumindest aktuell, nur wenige E-Boote auf dem See bewegen.
Erhebung ausstehend
«Ein eigentlicher Trend ist nicht zu erkennen. Die meisten Elektromotoren sind Aussenbordmotoren im niedrigen Leistungssegment, also für kleinere Schiffe. Es sind wenige Elektro-Innenbord-Motoren immatrikuliert», so die Aussage der Kantonspolizei Thurgau. Eine Erhebung der Anzahl Schiffe mit EMotoren durch die internationale Schifffahrtskommission für den Bodensee sei am Laufen. Die Situation im Hafen Steckborn zeigt eine ähnliche Situation auf. «Wir haben 273 feste Liegeplätze, davon haben sechs Boote einen E-Motor. Diese nehmen die Batterien nach Hause oder laden sie an der eigenen Steckdose am Platz auf», so Hafenmeister Andre Giger. Bisher zahlen die Bootsbesitzer einen pauschalen Strompreis, dies werde sich aber
zeitnah ändern. So werde bei diesen eine Stromzähler installiert. «Natürlich ist sich etwas am Tun, aber bisher gibt es keine gescheite Lösung», so Andre Giger. Die Batterien seien noch nicht «ausgereift» und auf dem Markt gebe es nichts «Schlaues».
Fahrgefühl einmalig Sebastian Anders ist Verkaufs- und Marketingleiter der Krüger-Werft in Gottlieben. «Wir haben zwei E-Boote
im Angebot, das Interesse ist jedoch verhalten. Nach wie vor ist die im Vergleich zu Verbrennungsmotoren geringe Reichweite ein Thema. » Dazu kosten zumindest ihre EMotorboote doppelt so viel. Die Marge bleibe aber die gleiche, somit sei der Verkauf aktuell nicht interessant für die die Krüger-Werft AG. Diese hat E-Boote vor Ort an Lager, das Fahrerlebnis bringe Vorteile mit sich und müsse ausprobiert werden: «Die Beschleunigung ist enorm, ähnlich wie bei einem E-Auto. Dazu hört man tatsächlich nur die Wassergeräusche.
Fahrgefühl einmalig
»Interessant wäre es laut Anders dann, wenn mehrere Häfen sowie Restaurants rund um den See Supercharger für Boote anbieten würden. «Die Boote könnten so von 20 auf 80 Prozent in 40 Minuten geladen werden.» Wenn die Lademöglichkeit
breitflächig gewährleistet sei, steige die Akzeptanz, ist er überzeugt. Er schätzt, dass die Situation in zehn Jahren anders aussehen werde. «Es gibt bereits heute Seen, welche nur noch Boote mit E-Motoren zulassen.» Vor allem Schiffseigner, welche nicht nur auf dem Bodensee unterwegs sind, müssten zwangsläufig auf die E-Variante umsteigen. In Ermatingen ist der E-Boot-Trend noch nicht angekommen. Von den 80 Booten im Hafen habe kein einziges einen elektrischen Motor, auch wurde laut Hafenmeister Horst Marquart seit der Eröffnung des Hafens vor drei Jahren keine Gästekarten für Boote mit Elektromotoren ausgestellt. Die Installation einer Schnellladestation sei mit Kosten verbunden. Die Investition müsste vom Gemeinderat bewilligt werden. Thema noch nicht vom Tisch «Im Kreuzlinger Sporthafen Seegarten haben wir derzeit zwei Boote mit grossen Batterien und zehn mit kleinen
elektrischen Unterstützungsmotoren sowie das Arbeitsboot des Hafenmeisters», weiss der zuständige Stadtrat Thomas Beringer. Eine Ladestation sei derzeit nicht in Betrieb, allerdings verfügten die Liegeplätze über 230 Volt-Anschlüsse, an denen die Batterien aufgeladen werden könnten. «Die Kosten werden dabei jeweils über separaten Zähler ermittelt und verrechnet». Über eine
Ladestation im Seegarten habe sich die Hafenkommission 2018/2019 Gedanken gemacht, diese seien aber mangels Nachfrage nicht weiter verfolgt worden, erklärt Thomas Beringer. «Das Thema ist aber noch nicht vom Tisch, wir werden das erneut prüfen und wenn der Trend anzieht, auch umsetzen». Die nötigen Investitionen müssten sorgfältig abgeklärt werden, denn es müssten
eventuell Leitungen bei den Steganlagen ersetzt und eventuell auch die Netzkapazität verstärkt werden».
Von Desirée Müller und Kurt Peter