So hätte die Mobilfunkantenne das Ortsbild gestört.
01.04.2024 10:43
Swisscom gibt nicht auf
Baukommission stimmt dem Baugesuch für eine Antenne nicht zu - Swisscom sucht aber bereits nach Alternativen
Die Gegner der geplanten Mobilfunkantenne in Steckborn können aufatmen: Die Baukommission lehnte das Baugesuch der Swisscom ab. Doch der Mobilfunkanbieter gibt nicht auf und sucht weiter nach Möglichkeiten in der Region Steckborn.
Steckborn Vor bald einem Jahr wurde an der Burggrabenstrasse ein Visier für den Bau einer Mobilfunkantenne aufgestellt. Bei den Anwohnern bildete sich eine Gruppe, die sich gegen das Projekt wehrte. Bereits am Tag der Publikation des Baugesuches wurde mit der Unterschriftensammlung begonnen. Es wurden Infotafeln aufgestellt und Unterschriften gesammelt. So kam eine Sammeleinsprache mit 275 Unterschriften zustande. «Wir denken das ist ein deutliches Zeichen, dass die Bevölkerung von Steckborn diese Antenne mitten im Wohnquartier nicht billigt», sagten die Gegner im Mai vergangenen Jahres. Und tatsächlich: Das Projekt wurde durch die Baukommission Steckborn geprüft und schliesslich abgelehnt. Entscheidend war mitunter der Standort. «Seit letzter Woche wissen wir, dass wir den Kampf gewonnen haben. Die Baukommission Steckborn hat das Baugesuch abgelehnt und die Swisscom AG hat keinen Rekurs gegen diesen Entscheid eingelegt», sagt Mitinitiant Simeon Bohli. «Aus Sicht der Baukommission führen Standort und Grösse der geplanten Anlage dazu, dass die Realisierung des Projektes einen exponierten und weithin sichtbaren neuen baulichen Akzent mit störender Wirkung setzen würde», heisst es im Entscheid der Baukommission vom 22. Dezember 2023.
Erhebliche Beeinträchtigung
Hinzu komme, dass die von den Einsprechern eingereichten Fotografien nachvollziehbar deutlich aufzeigen, dass der geplante neue Antennen-Mast unter verschiedenen Sichtachsen beziehungsweise Blickwinkeln einen nicht mehr lediglich geringfügig störenden Akzent setzen und damit eine neue erhebliche Beeinträchtigung des Ortsbildes schaffen würde. Die Swisscom AG als Gesuchstellerin hätte gegen diesen Entscheid innert einer Monatsfrist Rechtsmittel ergreifen und beim Departement für Bau und Umwelt des Kantons Thurgau Rekurs einlegen können. Dies ist aber nicht geschehen. Und somit ist der Entscheid der Baukommission Steckborn mit dem Nein zur Antenne rechtskräftig. Doch die Swisscom ist noch nicht «fertig» mit Steckborn.
Swisscom bedauert Entscheid
«Swisscom nimmt den Entscheid der Baukommission zur Kenntnis. Dieser Entscheid ist bedauerlich, da Swisscom die Mobilfunkversorgung für die Kundinnen und Kunden in Steckborn zur Zeit nicht verbessern kann», so Armin Schädli von Swisscom. Massgebend für den Neubau der Mobilfunkanlage sei im Fall Steckborn eine unzureichende Netzabdeckung im nord/nordöstlichen Bereich - besonders in der Altstadt - mangelhafte Inhouseversorgung in den Gebäuden, vereinzelte Verbindungsabbrüche in Richtung Berlingen und eine zu geringen Kapazität bei der Nutzung mobiler Daten.
«Wir sind nach wie vor bestrebt, in diesem Gebiet von Steckborn eine Mobilfunkanlagen zu erstellen, um den Kundinnen und Kunden das beste Netz zu bieten, aber auch um Notrufdienste gewährleisten zu können», so Armin Schädli weiter. Swisscom werde den Entscheid nun analysieren und danach weitere Schritte planen. Zur Lösung der genannten Probleme plant Swisscom den neuen Standort.
Vorgehen der Gegner
Simeon Bohli ist nicht überrascht, dass die Swisscom weitere Standorte sucht. «Sofern ein sinnvoller Standort gefunden wird, werde ich keine Einsprache bei einem erneuten Baugesuch erheben», so Simeon Bohli. Er habe sich gegen den «Eingriff» ins Ortsbild gewehrt, nicht primär um mögliche Folgen der Strahlung. «Mit diesem Argument hätten wir seit dem Bundesgerichtsentscheid sowieso keine Chance», weiss Bohli. So denkt auch Marcel Bolli von der IG gesunder Mobilfunk Steckborn. «Die Leistung einer Mobilfunkantenne liegt nicht selten bei vier oder fünf Kilowatt und das über 24 Stunden hinweg», so Bolli. «Es wäre nicht besonders schlau, solch eine Anlage neben einen Kindergarten oder eben mitten ins Dorf zu bauen.» Er hofft auf einen «halbwegs gesunden Menschenverstand» seitens des Mobilfunkanbieters. Marcel Bolli selbst ist Informatiker, hat aber kein W-Lan im Haus und das Smartphone wird mittels eines Adapters betrieben – dies aus Überzeugung aber vor allem wegen massiven gesundheitlichen Problemen bei Strahlenbelastung.
Von Desirée Müller