«Es ist nie zu spät, ein Instrument zu lernen»

Das Programm «musizieren50plus» geht bereits ins siebte Jahr. Seit 2019 bietet die Musikschule Wein-felden allen Menschen im fortgeschrittenen Alter die Möglichkeit, ein Instrument neu zu erlernen, verlorene Kenntnisse zurückzugewinnen oder neue Herausforderungen anzugehen. Und die Angebote kommen sehr gut an. Schon über 100 Personen haben dank des Programms wieder zum Musizieren gefunden, darunter Menschen kurz vor der Pension aber auch im Alter von über 80 Jahren. «Es ist nie zu spät, um anzufangen zu musizieren», sagt Andreas Schweizer, Leiter der Musikschule Weinfelden. «All die positiven Auswirkungen, welche wir bei Kindern sehen, die musizieren, gelten auch bei Erwachsenen bis ins hohe Alter.» Musizieren fördert die Merkfähigkeit, hilft die linke und rechte Gehirnhälfte zu vernetzen und macht glücklich. «Musizieren ist etwas für Kopf, Herz und Hand. Wer aktiv musiziert oder singt, hat einfach eine andere Lebensqualität.» Andreas Schweizer berichtet von einem sehr prägenden Erlebnis im Rahmen des Programms «musizieren50plus», als eine 98-jährige Frau während des Geigenunterrichts zur Lehrerin sagte, wenn sie musiziere, vergesse sie das Sterben. «Als ich das hörte, ging es mir schon sehr nahe. Aber es zeigt, wie viel das Musizieren bewirken kann.»

Eine Bereicherung für beide Seiten

In den sieben Jahren des Bestehens wurde das Angebot von «musizieren50plus» stets erweitert. Heute steht Musikunterricht auf diversen Instrumenten und das Mitspiel in diversen Ensembles zur Auswahl (siehe Infokasten). «Unser grosses Glück ist, dass wir Christiane Dick als Leiterin des ‹musizieren50plus› gewinnen konnten, sagt der Musikschulleiter. «Sie war eine Studentin der ersten Stunde, als die Hochschule Luzern erste CAS-Studiengänge für Musik mit Erwachsenen einführte. Leute im Alter 50plus brauchen einen anderen Unterricht als Kinder und Jugendliche. Man muss auf andere Dinge achten.» Auch für die Musiklehrpersonen sei ein solcher Unterricht eine grosse Bereicherung, da die Erwachsenen sehr dankbar seien. «Die Lehrerinnen und Lehrer werden zur wichtigen externen Figur im Leben der Seniorinnen und Senioren.» Die Musikschule merkt, dass es für viele ältere Mitmenschen ein grosses Bedürfnis ist, ihre Musikalität zu entdecken. «Sie kommen aus einer Zeit, in der sie in der Schule teils als unmusikalisch abgekanzelt wurden, beispielsweise wenn sie beim Singen brummelten oder nicht gleich einen Rhythmus nachklatschen konnten. Viele Menschen wollen das nun aufarbeiten und stellen fest, dass auch sie musikalisch sind», sagt Andreas Schweizer. Viele hatten in ihrer Kindheit auch aus finanziellen Gründen gar keine Möglichkeit, ein Instrument zu lernen, die sie nun haben. «Zudem ergibt sich aus den regelmässigen Treffen in den Ensembles auch ein neues soziales Netzwerk. Man kommt mit neuen Leuten auf einem ganz anderen Level in Kontakt», sagt Natascia Moreda, Marketingleiterin der Musikschule Weinfelden.

Erlebnisnachmittag am 29. März

Um allen Interessierten die Möglichkeiten von «musizieren50plus» aufzuzeigen, veranstaltet die Musik-schule Weinfelden am 29. März einen Erlebnisnachmittag in ihren Räumlichkeiten an der Ringstrasse 4. Dieser spezielle Kennenlern-Tag wartet mit zwei Varianten auf, wie Natascia Moreda erklärt: «Einerseits gibt es die Möglichkeit, an einem der Workshops teilzunehmen, zu denen man sich voraus anmelden kann. Die Teilnahme ist kostenlos.

Andererseits kann man ohne Anmeldung auch einfach vorbeikommen, sich informieren und diverse Instrumente ausprobieren.» Ganz zu Beginn des Nachmittags präsentieren sich einige Ensembles. Die Mitglieder geben Einblick in ihr musikalisches Schaffen und erzählen von ihren Erlebnissen mit dem Musizieren in der zweiten Lebenshälfte. ⋌⋌⋌⋌⋌pd

Kontakt

Christiane Dick

Leitung musizieren50plus

071 626 20 10

msw@musikalis.ch